PUSCHLAV/VELTLIN

Mit historischem Flair

Der Sibyllen-Salon im Hotel Albrici
Der Sibyllen-Salon im Hotel Albrici (Bild: zvg)

An den grossen alten Passstrassen der Südalpen gibt es traditionsreiche Gasthäuser, die ihre historische Substanz sorgfältig erhalten haben und zugleich modernen Komfort anbieten. Und die eine typische regionale Küche pflegen.

Das Albrici in Poschiavo gehört zu den ältesten Hotels der Schweiz, untergebracht in einem Palazzo aus dem 17. Jahrhundert mitten im Hauptort des bündnerischen Puschlav. Mit viel Herzblut, Geschick und  Aufwand hat die Besitzerfamilie Zanolari das grosse Haus über Jahre weg erneuert, so dass man heute nicht mehr auf ein eigenes Bad verzichten muss. Trotzdem sind die Preise moderat. Man freut sich an alten Steintreppen, Holzböden, Täferdecken und Kachelöfen, an antikem Mobiliar und Porträtreihen. Glanzstück ist der barocke „Sibyllensaal“ mit den Darstellungen weissagender Frauen aus dem Altertum. In den gemütlichen Gaststuben und auf der schönen autofreien Piazza stillen deftige regionale Gerichte den Wanderhunger.

www.hotelalbrici.ch; 081 844 01 73.

Das Agriturismo Stazione della Posta in La Rösa ist noch originaler und origineller; denn die alte Säumerstation an der Bernina-Passstrasse wurde mit möglichst wenigen Eingriffen restauriert. In den karg möblierten acht Zimmern schläft man unter schweren Duvets auf Rosshaarmatratzen. Und wenn man nicht zu den zwei Glücklichen gehört, die pro Tag eine der beiden Badstuben mit Kupferbadewanne benützen dürfen, muss man sich mit der einzigen Etagendusche begnügen. Abends isst man am geselligen langen Tisch bei Kerzenlicht die auf dem alten Holzherd zubereitete Hausfrauenkost. Und am Frühstücksbuffet kann man den Käse der nachbarlichen Ziegenherde versuchen. Die obligatorische Halbpension hat aber einen stolzen Preis und muss für mindestens drei Tage gebucht werden. Und der Autolärm der Passstrasse ist nah.

www.larosa.ch – 081 832 60 51.

 Bagni Vecchi hoch über Bormio
Die Bagni Vecchi hoch über Bormio (Bild: mlz)

Die Bagni di Bormio lohnen den Abstecher ins grenznahe Veltlin. Die Bagni Vecchi, hoch über dem Wintersportort an der Strasse zum Stilfserjoch gelegen, wurden schon von den Römern als Thermalbad genutzt und dienten im Mittelalter als Pilgerherberge. Sanft renoviert bieten sie heute gemütliche Zimmer und eine vorzügliche italienische Gastronomie. Hauptattraktion sind aber die über Jahrhunderte weg gewachsenen labyrinthischen Bäder mit zwei Höhepunkten: dem grossen Freiluftbassin mit Bergblick und der natürlichen Schwitzgrotte im Bergesinnern, zu der man durch einen engen Tunnel watet oder schwimmt: ein vergnügliches Höllenerlebnis!

Die etwas weiter unten gelegenen, luxuriöseren Bagni Nuovi sind auch schon über hundertjährig. Sie lassen den Glanz der Belle Epoque aufleben mit Marmorhalle, Kronleuchtersaal und Parkanlage. Dazu gehört ein modernes Spa-Angebot mit vielerlei Wellness- und Schönheitsanwendungen.

www.bagnidibormio.it; +39 0342 91 01 31.

Der Palazzo Lambertenghi in Tirano empfiehlt sich als Zwischenhalt. Viele kennen vom Veltliner Hauptort nur den Bahnhof als Endpunkt der berühmten Berninastrecke. Dabei lohnt die etwas abseits gelegene Altstadt die Entdeckung mit ihren Mauerresten, Tortürmen und bröckelnden Fassaden in verwinkelten Gassen. Auch der riesige Palast der Adelsfamilie von Salis ist einen Besuch wert mit seinen barocken Fresken voll gemalter Architektur. Viel wohnlicher präsentiert sich der private Palazzo Lambertenghi, wo man zu B&B-Preisen in edler Ambiance unterkommt. Den Interessierten zeigt die charmante Hausherrin gerne die vielen Kostbarkeiten und Kuriositäten, die sich über Generationen hier angesammelt haben. Und serviert in der alten Küche mit dem mächtigen Kamin ein opulentes Frühstück.

www.palazzolambertenghi.eu; +39 0342 71 02 62.

Marie-Louise Zimmermann